Die Geschichte des SD-WAN

Die Geschichte des SD-WAN

Die Anfänge: PPP und Frame Relay

In den 1980er-Jahren wurden für die Verbindung von LANs, die sich an unterschiedlichen Standorten befanden, Punkt-zu-Punkt-Standleitungen (PPP) verwendet. Dies waren in der Regel DS0-Verbindungen (56 Kbit/s) und später die schnelleren, teureren T1/E1- oder T3/E3-Verbindungen, die auch als anteilige T1- oder T3-Leitungen zu einem viel günstigeren Preis angeboten wurden.

Der Frame Relay-Dienst wurde in den frühen 1990er-Jahren eingeführt. Die gleichen Leitungen, die für PPP verwendet wurden, konnten auch für die Verbindung zu einer „Cloud“ eines Serviceproviders genutzt werden. Es war nicht mehr erforderlich, einzelne Leitungen zwischen den verschiedenen Standorten zu erwerben und zu verwalten. Im Vergleich zu PPP verringerte Frame Relay die monatlichen WAN-Kosten, da viel weniger physische Verbindungen verwaltet werden mussten. So konnte die teure Bandbreite der letzten Meile über mehrere Fernverbindungen verteilt werden. Außerdem wurde weniger kostenintensive Routerhardware als bei PPP benötigt. Die Vorteile von Frame Relay hinsichtlich der Betriebs- und Investitionskosten sorgten weltweit für ein explosionsartiges Wachstum im Bereich der Unternehmens-WANs. Innerhalb von fünf Jahren nach der Markteinführung waren selbst die konservativsten Unternehmen auf Frame Relay umgestiegen.

MPLS verdrängt PPP

In den 2000er-Jahren etablierte sich MPLS als Nachfolger von Frame Relay und wurde als IP-basierte Lösung für Netzbetreiber entwickelt, um Sprach-, Video- und Datenübertragungen im selben Netz zusammenzuführen. Bei MPLS, die heute am häufigsten genutzte Lösung für Unternehmens-WANs, handelt es sich um ein verbindungsloses Protokoll, während Frame Relay verbindungsorientiert arbeitet. Dank dieses Unterschieds bietet MPLS den Vorteil einer geringeren Latenz bei Live-Sprachanrufen und einer höheren Servicequalität.

Das WAN der nächsten Generation

Im April 2013 traf sich der ONUG-Vorstand am UBS-Hauptsitz zu seiner Halbjahresversammlung, bei der Anwendungsfälle vorgestellt wurden, für die es auf dem Markt noch keine Lösungen gab. Der ONUG-Vorstand lud einige wenige Gäste ein, dazu ihre Beiträge und Anmerkungen einzubringen. Dazu gehörte auch Jim Kyriannis, Program Director for Technology Architecture an der New York University, der zum Anwendungsfall, bei dem eine Niederlassung mehrere Verbindungswege zum Hauptsitz hat, Stellung bezog.

Auf der folgenden ONUG-Konferenz, die von JPMorgan Chase veranstaltet wurde, kam der Anwendungsfall erneut zur Sprache, wobei dessen Titel in „SD-WAN“ geändert wurde. Bei diesem Treffen stimmte die ONUG-Community über neun Anwendungsfälle ab. Dabei erhielt der SD-WAN-Anwendungsfall von Kyriannis die große Mehrheit der Stimmen. Daraufhin wurde die ONUG-Arbeitsgruppe „SD-WAN“ gegründet, die mit 17 Anbietern an Machbarkeitsstudien arbeitete und Themen wie Kosten, Risiken, Vorteile und Nutzen einbezog.

Vor- und Nachteile von MPLS

Mit der zunehmenden Verbreitung von MPLS sahen immer mehr Unternehmen die wirtschaftlichen und technologischen Vorteile dieser Technologie gegenüber Frame Relay, was zu einer schnellen Umstellung auf MPLS führte. Derzeit gibt es einen ähnlichen Wandel, da Unternehmen beginnen, MPLS durch SD-WAN-basierte Netzwerke zu ersetzen. Was ist der Grund für diesen neuen Trend in der Netzwerktechnologie? Was sind die Hauptunterschiede zwischen MPLS und SD-WAN, die Unternehmen veranlassen, nach einer anderen Lösung zu suchen?

Vorteile von MPLSNachteile von MPLS
ZuverlässigkeitHohe Kosten
SLAsLangwierige Bereitstellung

Die meisten Unternehmen setzen auf MPLS-Services wegen ihrer Zuverlässigkeit mit SLAs, die Latenz, Paketzustellung und Verfügbarkeit garantieren. Bei einem Ausfall behebt der MPLS-Provider das Problem innerhalb einer festgelegten Frist oder zahlt entsprechende Vertragsstrafen. Im Gegensatz zu Internetservices ist MPLS jedoch nicht gerade kostengünstig. Laut Telegeography sind die durchschnittlichen Preise für einen direkten Internetzugang (DIA) mit 10 Mbit/s im ersten Quartal 2017 etwa ein Drittel günstiger als für MPLS. Auch der Zeitaufwand für die Bestellung und Einrichtung von MPLS-Leitungen ist in der schnelllebigen Geschäftswelt von heute ein entscheidender Faktor. Abhängig vom Standort kann die Bereitstellung zwischen drei und sechs Monaten dauern.

Der Schritt von MPLS zur SD-WAN-Lösung

Aufgrund steigender Bandbreitenanforderungen und knapper Netzwerkbudgets ist SD-WAN die Lösung für das MPLS-Problem der Kosteneffizienz und der Skalierbarkeit des Netzwerks, ohne die Servicequalität zu beeinträchtigen. Eine SD-WAN-Lösung bietet die folgenden Vorteile:

  • Zahlreiche Verbindungsmöglichkeiten und dynamisches Routing des Datenverkehrs über den besten verfügbaren Übertragungsweg (MPLS, Kabel, xDSL oder 4G/LTE)
  • Redundanz und höhere Kapazität durch kostengünstigere Leitungen mit mehreren Anschlüssen an jedem Standort
  • Messung der Übertragungsqualität (Latenz und Paketverluste) jeder Verbindung in Echtzeit und Anwendung von richtlinienbasiertem Routing zur Weiterleitung von anwendungsspezifischem Datenverkehr über den optimalen Übertragungsweg

Fazit: Die Zeit von der Einrichtung bis zur Bereitstellung ist viel kürzer als bei MPLS. Einige SD-WAN-Lösungen erlauben eine Zero-Touch-Bereitstellung bei der die Verbindung vom Randbereich zum WAN mit dem an jedem Standort verfügbaren Serviceangebot konfiguriert wird. Ein Standort kann schnell angeschlossen werden, ohne dass ein Netzwerkexperte bei der Installation vor Ort sein muss.

Branchenprognosen

Technologien werden aus der Notwendigkeit heraus entwickelt, neue Herausforderungen zu meistern. Der Erfolg von SD-WAN-Lösungen beruht auf den Veränderungen der Unternehmensumgebungen und der Notwendigkeit, die WAN-Infrastruktur so anzupassen, dass sie diese Anforderungen mit dem vorgegebenen Budget erfüllt.

Die Prognosen von Branchenexperten zeigen einstimmig, dass die Umstellung von MPLS auf SD-WAN bereits im Gange ist und weiterhin an Fahrt aufnimmt. Andrew Lerner, Vice President of Research bei Gartner, erwartet: „Bis Ende 2019 werden 30 % der Unternehmen die SD-WAN-Technologie in ihren Niederlassungen einsetzen. Heute sind es noch weniger als 1 %.“ Zudem schätzt Gartner, dass der Umsatz von SD-WAN-Anbietern jährlich um 59 % steigt und sich der Markt bis 2020 auf 1,3 Milliarden US-Dollar belaufen wird. „Bis Ende 2019 werden 30 % der Unternehmen die SD-WAN-Technologie in ihren Niederlassungen einsetzen. Heute sind es noch weniger als 1 %.“ Zudem schätzt Gartner, dass der Umsatz von SD-WAN-Anbietern jährlich um 59 % steigt und sich der Markt bis 2020 auf 1,3 Milliarden US-Dollar belaufen wird.

Anbieter von SD-WAN-Lösungen wie Cato Networks können dazu beitragen, dass Unternehmen die Umstellung erfolgreich durchführen und die Herausforderungen der heutigen WAN-Umgebungen meistern. Abonnieren Sie den Cato Networks-Blog, um immer über die neuesten Entwicklungen im Bereich der SD-WAN-Technologien auf dem Laufenden zu bleiben. Weitere Informationen finden Sie in den SD-WAN- und SASE-Prognosen von Cato Networks.

FAQ zu SD-WAN

  • Was ist ein SD-WAN?

    SD-WAN-Geräte (Software-Defined Wide Area Network) befinden sich an Unternehmensstandorten und bilden ein verschlüsseltes Overlay untereinander, wobei die zugrundeliegenden Übertragungsdienste über MPLS-, LTE- und Breitbandverbindungen genutzt werden.

  • Welche Vorteile bietet die SD-WAN-Technologie?

    Geringere Kosten für die Bandbreite: MPLS-Bandbreite ist teuer. Gemessen in Euro pro Bit ist MPLS deutlich teurer als die Nutzung der öffentlichen Internetbandbreite. Die genaue Höhe der Mehrkosten hängt von verschiedenen Faktoren ab, nicht zuletzt vom Standort. Die Kosten für MPLS entstehen jedoch nicht nur durch wesentlich höhere Bandbreitengebühren. Die Bereitstellung einer MPLS-Verbindung dauert oft Wochen oder Monate, während eine vergleichbare SD-WAN-Einrichtung oft innerhalb von Tagen abgeschlossen ist. In Unternehmen ist Zeit Geld, weshalb die Beseitigung des WAN als Engpass einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil darstellen kann.
    Ein zuverlässiges Verbindungsnetz im unzuverlässigen Internet: Es besteht die Möglichkeit, Standorte mit mehreren Datendiensten zu verbinden, die in Aktiv-Aktiv-Konfigurationen betrieben werden. Sekundenschnelle Netzwerk-Failover sorgen dafür, dass Sitzungen bei Ausfällen ohne Unterbrechung der Anwendung auf neue Übertragungswege verlagert werden.
    Sichere Kommunikation: Verschlüsselte Verbindungen schützen den Datenverkehr während des Routings auf allen Übertragungswegen.
    Bedarfsorientierte Bandbreitennutzung: Die Bandbreite lässt sich jederzeit nach oben oder unten zu skalieren, um sicherzustellen, dass kritische Anwendungen die benötigte Bandbreite dann erhalten, wenn sie sie benötigen.
    Sofortige Standortaktivierung: Die Einrichtung einer neuen Niederlassung dauert nur wenige Minuten, statt Wochen und Monate wie bei MPLS. SD-WAN-Knoten werden automatisch konfiguriert und können 4G/LTE für eine sofortige Bereitstellung nutzen.

  • Welche wichtigen Trends sprechen für die Einführung einer SD-WAN-Lösung?

    Die meisten Netzwerke in Unternehmen basieren auf veralteten Carrierservices, wie einem verwalteten MPLS-Service. Diese Services sind sehr kostenintensiv, es dauert Wochen oder sogar Monate bis zur Inbetriebnahme und auf einfache Änderungen durch den Serviceprovider muss lange gewartet werden.
    Die SD-WAN-Technologie schafft hier Abhilfe, indem sie Flexibilität und Kosteneffizienz für IT-Netzwerke bietet. Das SD-WAN verbindet Standorte über mehrere Internetverbindungen und bündelt diese durch ein verschlüsseltes Overlay. Richtlinien, anwendungsorientiertes Routing und eine dynamische Bewertung der Verbindungen im Overlay erlauben die bestmögliche Nutzung der vorhandenen Internetverbindungen.
    Letztendlich liefert ein SD-WAN die erforderlichen Leistungs- und Verfügbarkeitseigenschaften, indem es das kostengünstige öffentliche Internet mit der vom Unternehmen geforderten Sicherheit und Zuverlässigkeit nutzt.

  • Wo liegen die Grenzen eines SD-WAN?

    Fehlendes globales Backbone-Netzwerk: SD-WAN-Appliances setzen auf der zugrundeliegenden Netzwerkinfrastruktur auf. Somit kann der Bedarf an einem leistungsfähigen und zuverlässigen Backbone-Netzwerk durch SD-WAN-Appliances allein nicht gedeckt werden.
    Fehlende erweiterte Sicherheitsfunktionen: SD-WAN-Appliances helfen bei der Bewältigung vieler gängiger Netzwerkaufgaben, erfüllen jedoch nicht die Sicherheitsanforderungen. Daher müssen Unternehmen oft einen Flickenteppich von Sicherheits- und Netzwerkappliances verschiedener Anbieter (wie CASBs) verwalten, um ihre Anforderungen zu erfüllen. Dies wiederum führt zu höheren Netzwerkkosten und mehr Komplexität, da jede Appliance von der internen IT-Abteilung oder einem MSP beschafft, bereitgestellt und verwaltet werden muss.
    Keine Unterstützung für mobile Mitarbeiter: SD-WAN-Appliances wurden ursprünglich für die Verbindung verschiedener Standorte konzipiert. Die sichere Einbindung mobiler Benutzer wird von SD-WAN-Appliances nicht unterstützt.